Boriwoi I. "Przemysl"                      Herzog von Böhmen (um 850-894) 
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       894 
 

Sohn von Gastiwit 
 

Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 461 
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Borivoj I., Fürst von Böhmen 
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  um 894

Datierung des Regierungsantritts nicht geklärt

vielleicht Sohn Hostivits (Kosmas I, 10)

  oo Ludmila, Tochter eines Fürsten von Psov ( 921)

Söhne: 
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Spitihnev I. und 
Vratislav I.

Borivoj I. gilt als Repräsentant des ersten Christentums im PREMYSLIDEN-Bereich (das heißt in Mittel- und Nordwest-Böhmen) schon bei Christian und Kosmas, während die alte bayerische Tradition seinen Sohn Spitihnev als ersten christlichen Herrscher Böhmens bezeichnet. In Wirklichkeit ließen sich schon 845 "14 böhmische Fürsten" in Regensburg taufen. Das Datum der TaufeBorivoj I. steht nicht fest (869/70 oder zwischen 872 und 885; der Überlieferung (Christian, Kosmas) nach fand sie am Hof Svatopluks von Mähren durch Erzbischof Method statt, der seinen Priester Caych nach Böhmen entsandte, wo zuerst im Burgwall Levy Hrade die erste bekannte christliche Kirche (S. Clemens) von Borivoj I. erbaut wurde. Wo die Taufe Ludmilas stattfand, ist unbekannt; 921 erlitt sie den Märtyerertod. Die Bekehrung der böhmischen Stämme ist offenbar nicht ohne Rückschläge erfolgt: Nach dem Bericht Christians wurde Borivoj I. durch eine heidnische Reaktion vertrieben und durch den legendären Strojmir ersetzt, später aber zurückgerufen. Auch der Bau der Marienkirche in der Vorburg des gerade damals neuentstehenden Burgwalls Prag geht auf Borivoj I. zurück.

Literatur: 
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R. Turek, Böhmen im Morgengrauen der Gesch., 1974 - F. Graus, Böhmen und Altsachsen (Fschr. W. Schlesinger II, 1974), 354-365. 
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Wegener, Wilhelm Dr. jur.: Tafel 1
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"Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte"

BORIWOI I.
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zwischen ca. 850 und 893 Herzog

  oo LUDMILA VON PSOW
              16.9.921


Thiele, Andreas: Tafel 77
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

BORSCHIWOI I. "PRZEMYSL"
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    um 895

Der Familien-Name leitet sich vom sagenhaften Stammvater Przemysl ab. Boriwoi I. "Przemysl"
 war der erste quellenmäßig greifbare Herzog von Böhmen im Kernraum um Prag/Wyschehrad. Er wurde etwa 874 Christ und war formal Vasall des ostfränkischen Reiches. Er stand besonders gegen die Fürsten-Familie der SLAWNIKIDEN in Ost-Böhmen und wurde von Methodius, dem Bruder Kirylls, beeinflußt. Er geriet auch verstärkt in Konflikt mit dem Großmährischen Reich. 

  oo LUDMILLA "DIE HEILIGE"
              921/27

erste böhmische Christin und später Patronin des Landes
921 Regentin; von der Schwieger-Tochter ermordet


Palacky Franz: Band I Seite 135-137,153
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"Geschichte von Böhmen"

So knüpft sich an 
Swatopluks und Methods Namen auch das folgende Ereignis der alten böhmischen Geschichte, die Taufe des Herzogs Boriwoy und dessen Gattin, der heiligen Ludmilla. Wahrscheinlich geschah dies schon im Herbst 871, wo Swatopluk mit dem böhmischen Hofe in eine so innige und dauernde Verbindung trat; wenigstens muß die böhmische Prinzessin, mit der er sich zu jener Zeit vermählte, schon damals die Taufe angenommen haben, und es hindert nichts zu glauben, daß das ganze herzogliche Haus zu einer und derselben Zeit getauft wurde. Ob der Taufakt in Mähren an Swatopluks Hofe, wie einige Legenden behaupten, oder aber in Böhmen selbst vollzogen worden sei, muß unentschieden bleiben. Ohne Grund und erst späteren Ursprungs ist die Sage, Boriwoy sei durch eine am mährischen Hof erlittene Erniedrigung zur Annahme des Christentums bewogen worden, da er, als unwürdig mit Christen an einem Tisch zu sitzen, von Swatopluk an eine niedrige Bank verwiesen worden sei. Die erste von Herzog Boriwoy in Böhmen gebaute Kirche war übereinstimmenden alten Nachrichten zufolge die St. Clemenskirche auf der herzoglichen Burg Lewy Hradek, am linken Molldauufer, anderthal Meilen nördlich von Prag gelegen.
In Böhmen war inzwischen Herzog Boriwoy, wo nicht früher, doch gewiß schon in demselben Jahre wie 
Swatopluk (894) gestorben [123 Das bei Cosmas für Boriwoys Taufe angesetzte Jahr 894 ist offenbar zu spät (siehe oben); da aber dessen Wahl und Auszeichnung durch unseren ältesten Chronisten doch einen Grund haben muß, so dürfte man es wohl als des Herzogs Todesjahr halten. 895 lebte Boriwoy nicht mehr, obgleich dessen Witwe, die heilige Ludmilla, erst 927 den Märtyrertod erlitt.]. Seine Söhne Spitihnew und Wratislaw fielen vom Mährischen Reiche ab.





 
oo Ludmilla die Heilige
       um 860  15.6.921
                      Tetin


  
  
   

Kinder:

  Spitignev I. 
      
 um 905 
  
  Vratislav I. 
       
† 13.2.921 
  
  
  
 

Literatur: 
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Böhmenchronik des Cosmas von Prag mit zwei Fortsetzungen - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 56,257,359 - Palacky Franz: Geschichte von Böhmen 1842 Band I Seite 135-137,153 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 77 - Wegener, Wilhelm Dr. jur.: Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, Heinz Reise-Verlag Göttingen 1962-1969 -