Wenzel
I. im Codex Gelnhausen,
Anfang 15. Jahrhundert
Wenzel I. Přemysl (tschechisch Václav I. Jednooký; * um 1205; † 23. September 1253 in Počaply[1])
entstammte der Dynastie der Přemysliden und war von 1230 bis 1253 König von Böhmen.
·
1 Leben
Wenzel war der Sohn von König Ottokar I. Přemysl von Böhmen und Konstanze, Tochter von Béla III., König von Ungarn.
Sein Vater ließ den Sohn bereits 1228
zum König krönen. Nach Schilderungen des Historikers Palacký (s.u.) war er ein
begeisterter Jäger, begabt und energisch, auf der anderen Seite aber auch dem
luxuriösen Leben zugetan. Auf einer Jagd verlor er ein Auge. Dies brachte ihm
den Spitznamen 'jednooký' - der
Einäugige ein.
Nach seiner Einsetzung als König
führte er die Politik der Premysliden fort. Er förderte die Ansiedlung von Deutschen, um die Landwirtschaft zu
modernisieren und dem Bergbau Impulse zu geben. Darüber hinaus begann unter
seiner Herrschaft eine Welle von Stadt- und Klostergründungen, vor allem des Zisterzienserordens.
Er gründete unter anderem die Städte Trautenau, Schlan und Mies.
Gefördert durch seinen wachsenden Reichtum veranstaltete er Ritterturniere, die
sein deutscher Ritter Holger von Friedberg organisierte. Am königlichen Hof
hielten sich zahlreiche Minnesänger auf, angeblich soll dort auch Walther von der Vogelweideaufgetreten
sein.
Als eine seiner ersten
staatsmännischen Aufgaben beendete er den Streit mit dem letzten
österreichischen Babenberger,
dem Herzog Friedrich. Dieser verstieß seine Ehefrau Sophie,
Tochter des byzantinischen Kaisers und Schwägerin des ungarischen Königs, wegen
Kinderlosigkeit. Wenzels Mutter, die aus Ungarn stammte, empfand dies als
Kränkung, und Wenzel nahm dies zum Anlass, um 1230 in Österreich einzufallen.
Friedrich wiederum nutzte den Zwist zwischen Wenzel und seinem jüngeren Bruder Přemysl von Mähren und fiel in Mähren ein. Er besetzte
dabei die damals als uneinnehmbar geltende Burg Bítov.
Wenzel, der sich mit seiner Armee in der Nähe befand, griff dabei nicht ein.
Als Friedrich erkrankte und sich nach Österreich zurückzog, nutzte Wenzel die
Gunst der Stunde und eroberte Brünn. Der sich
verschärfende Zwist führte schließlich dazu, dass Kaiser Friedrich II. über den Österreicher den kaiserlichen
Bann verhängte und Wenzel beauftragte, ihn zum Gehorsam zu bewegen. Wenzel
eroberte Niederösterreich und Wien, Friedrich zog sich
nach Wiener Neustadt zurück. Die Sorge der Reichsfürsten,
dass die wachsende Macht des Kaisers die ihrige schwächen könnte, führte zu
politischen Begegnungen, die schließlich in einem Frieden zwischen Wenzel und
dem österreichischen Herzog mündete. Friedrich verlobte seine Nichte Gertrud mit
Wenzels Sohn Vladislav. Als Mitgift erhielt der Böhme die Verwaltung
Österreichs nördlich der Donau.
1241 fielen die Mongolen unter Batu Khan nach der Schlacht bei Wahlstatt in Mähren ein. Wenzel konnte sie zwar
vertreiben, dennoch waren die Schäden durch den Einfall groß. 1242 wurde Wenzel
zusammen mit Heinrich Raspe von Friedrich II. zumReichsgubernator für seinen minderjährigen Sohn Konrad IV. bestellt. So sollte ein drohender
Krieg unter den rivalisierenden deutschen Fürsten verhindert werden. Seit Ende
1247 opponierte Wenzels Sohn Ottokar II.; unterstützt von mährischen
Adeligen, erhob er sich endgültig 1248 gegen seinen Vater, der zu dieser Zeit
kaum noch regierte, sondern sich mehr Festen widmete. Die Kriege zwischen Sohn
und Vater, der Anhänger in Deutschland und Österreich suchte, dauerten das
ganze Jahr – mit wechselnden Erfolgen. Der Vater musste Prag verlassen und
begab sich in das Herrschaftsgebiet seines Anhängers Boresch II. von Riesenburg. Nach dem Sieg
Wenzels bei Brüx ließ er seinen Sohn inhaftieren und
dieser musste sich ihm unterwerfen.
Wenzel I. war verheiratet mit Kunigunde von Schwaben. Folgende
Nachkommen aus dieser Ehe sind bekannt:
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Vladislav († 3.
Januar 1247), Markgraf von Mähren, 1246/47 Anwärter auf die Herzogtümer
Österreich und Steiermark
∞ 1246 Gertrud von Österreich.
·
Ottokar II. (1232–1278), König von Böhmen
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Beatrix (Božena)
(† 25. Mai 1286) ∞ 1243 Markgraf Otto III., der Fromme von Brandenburg
·
Agnes († 1268)
∞ 1244 Markgraf Heinrich III., der Erlauchte von Meißen
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(Tochter)
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Josef Žemlička: Století posledních
Přemyslovců Prag, 1986
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František Palacký: Geschichte von Böhmen
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Wilhelm Wegener:
Die Přemysliden
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Georg Juritsch:
Beiträge zur böhmischen Geschichte in der Zeit der Přemysliden
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Adolf Zycha:
Über den Ursprung der Städte in Böhmen und die Städtepolitik der
Prěmysliden
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Bachmann: Wenzel I., König von Böhmen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42, Duncker &
Humblot, Leipzig 1897, S. 749–753.
Commons:
Wenzel I. von Böhmen – Sammlung von Bildern, Videos
und Audiodateien
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Kurzvita auf der offiziellen Seite von Brünn
1.
↑ František Teplý: Dějiny města Jindřichova
Hradce.
Dílu I. svazek 1., Jindřichův Hradec 1927, S. 56
Vorgänger |
Amt |
Nachfolger |
König von Böhmen |
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